An der New Yorker Weltleitbörse lassen sich die Bullen nicht beirren. Die Aussicht auf eine kräftige Erholung der Wirtschaft treibt den Markt. Auch der DAX konnte sich dem heute nicht entziehen.
Langsam aber stetig eilen die US-Aktienindizes von Hoch zu Hoch. Heute waren es die Standardwerte, die bei den Anlegern besonders beliebt waren. Zwar waren im Zuge nachlassender Zins- und Inflationsängste zuletzt auch die Technologieaktien wieder gefragt gewesen, die immer realer werdende Aussicht auf eine kräftige Erholung der Wirtschaft nach der Krise kommt derzeit aber eher den Standardwerten der “Old Economy” zugute. Allerdings ist die Abgrenzung schwierig, denn nirgendwo stehen mehr Tech-Aktien auf dem Kurszettel als in den USA. So sind selbst im Leitindex Dow Jones mit Apple und Microsoft zwei Technologieaktien die am schwersten gewichteten Einzelaktien. Auch im breiter aufgestellten S&P-500-Index sind beide Bereiche vertreten. Spektakulär sind dabei weniger die Anstiege an sich, sondern vielmehr die Konstanz, mit der diese nun schon seit Wochen immer wieder zu beobachten sind. Der Markt zeigt kaum eine Schwäche.
Dow und S&P-500 mit weiteren Rekorden
Am besten schlug sich heute der Leitindex Dow Jones, der am Ende um 0,48 Prozent höher schloss bei 34.200 Zählern und bei 34.256 Punkten im Handelsverlauf ein weiteres Rekordhoch markierte. Was auch für den S&P-500-Index galt. Dieser markierte heute bei 4191 eine weitere Bestmarke und legte am Ende 0,36 Prozent zu auf 4185 Punkte. Erst am Vortag hatte der Dow Jones die Marke von 34.000 Punkten überwunden, die Nasdaq kurz zuvor die Schwelle von 14.000 Punkten. Der Dow markierte auf Wochensicht einen Zugewinn von rund einem Prozent. Die Technologiebörse konsolidierte heute und stieg nur leicht auf 14.052 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 ging bei 14.041 Punkten ebenfalls kaum verändert aus dem Handel. Beide Indizes erreichten aber trotzdem neue Bestmarken im Verlauf bei 14.062 beziehungsweise 14.050 Punkten. Trotz der Kursrally der vergangenen Wochen und Monate sehen Experten noch immer Aufwärtspotenzial: Die schweizerische Bank UBS erhöhte an diesem Freitag das Kursziel für den S&P 500 bis zum Jahresende von 4200 auf 4400 Punkte. “Da sich die Wiedereröffnung der Wirtschaft in den kommenden Monaten beschleunigen sollte, glauben wir, dass der Bullenmarkt weiterhin auf einem soliden Fundament steht”, schrieb Investment-Chef Mark Haefele.
Morgan Stanley mit Schönheitsfleck
Als letzte große Wall-Street-Investmentbank hat heute Morgan Stanley seine Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Der boomende Handel mit Wertpapieren sowie starke Zuwächse in der Vermögensverwaltung und im Investmentbanking haben dem US-Geldhaus Morgan Stanley zu Jahresbeginn Bestwerte bei Gewinn und Erträgen beschert. In den drei Monaten bis Ende März stieg der Überschuss im Jahresvergleich um 150 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro). Allerdings hat der Ausfall eines Kunden die Bank rund 900 Millionen Dollar gekostet, was für Irritationen sorgt. Morgan Stanley nannte keinen Namen, es dürfte sich aber um den Hedgefonds Archegos gehandelt haben, dessen Pleite die Branche erschüttert und auch andere Investmenthäuser wie Credit Suisse oder Nomura belastet hatte. Das Papier verlor letztlich deutlich 2,8 Prozent trotz der glänzenden Zahlen. “Bisher hat der Finanzsektor sehr starke Gewinne gemeldet, und das könnte für diese Gewinnsaison von entscheidender Bedeutung sein”, sagte Peter Cardillo, Chef-Marktökonom bei Spartan Capital Securities in New York.
DAX bricht aus auf Rekordniveau
Der deutsche Leitindex DAX hat es zum Wochenschluss endlich geschafft, seine bisherige Bestmarke bei 15.311 Punkten zu überspringen. Fast zwei Wochen hat es in einer längeren Seitwärtsphase gedauert, ehe auch bei unserem Markt endlich der Knoten geplatzt war und er letztlich der US-Börse doch noch nach oben folgte. Im späten Geschäft legte der Index dabei noch eine Schippe drauf und schloss am Ende nahe dem Tages- und Rekordhoch bei 15.459 Punkten. Das war der höchste Schlusskurs aller Zeiten und ein Tagesgewinn von 1,34 Prozent. In der Spitze legte der deutsche Leitindex im Verlauf sogar bis auf die Bestmarke von 15.473 Punkten zu. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Zuwachs von knapp 1,5 Prozent an, was sich fast ausschließlich aus dem heutigen Tagesgewinn errechnet.
Die Rally könnte weitergehen
Die meisten Experten sehen das Ende der Fahnenstange für den deutschen Leitindex und andere Aktienindizes noch nicht erreicht. “Die Aktienmärkte kann scheinbar nichts erschüttern. Sie sind stabil wie Granit”, kommentiert etwa Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, den weltweiten Höhenflug der Börsen. Als Motor für weitere Kursgewinne sieht er die zunehmende globale Wirtschaftsdynamik. Seit Jahresbeginn hat der DAX hierzulande über elf Prozent zugelegt. Mit Blick auf die laufende Berichtssaison sehen Strategen dennoch Luft nach oben. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne der im Auswahlindex STOXX 600 gelisteten Unternehmen im ersten Quartal im Schnitt um mehr als 55 Prozent gestiegen sind, nachdem sie Refinitiv-Daten zufolge im Vorjahr um fast 40 Prozent eingebrochen waren. “Viele der guten Nachrichten sind aber bereits an den Börsen eingepreist”, sagte Investmentexperte Rupert Thompson vom Vermögensverwalter Kingswood. “Die Aktienmärkte werden wahrscheinlich weiter nach oben tendieren, müssen sich aber definitiv konsolidieren.”
Gute Unternehmensergebnisse
Beflügelt wurde der DAX heute aber nicht nur von der Wall Street, sondern auch von starken heimischen Unternehmensnachrichten. Neben Daimler haben auch eine Kaufempfehlung für den Triebwerkhersteller MTU sowie gute Quartalszahlen von HeidelCement für neuen Schwung gesorgt. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Berliner Mietendeckel konnten auch die beiden Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen und Vonovia zulegen. Vonovia hielt zudem heute seine Hauptversammlung ab. Tagessieger war im DAX aber die schwer gewichtete Siemens-Aktie, die fast vier Prozent zulegte. Auch VW und Covestro legten deutlich zu. Es gab kaum Verlierer im DAX, lediglich Deutsche Börse gaben leicht nach.
Und dann auch noch robuste China-Daten
Gute Nachrichten kamen zudem aus dem Reich der Mitte. Dort hat die Wirtschaft die Corona-Krise weitgehend überwunden und ist mit einem Rekordwachstum ins neue Jahr gestartet. Den neuesten Zahlen zufolge legte die zweitgrößte Volkswirtschaft in den ersten drei Monaten um 18,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres zu. Es handelt sich um den größten Sprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren. Experten hatten mit einem Anstieg in dieser Größenordnung gerechnet.
Niedrige US-Rendite lastet auf dem Dollar
Der Euro ist wieder in Richtung 1,20 Dollar gestiegen und wird aktuell bei 1,1981 Dollar gehandelt. Wie bereits am Vortag hielt sich der Kurs der Gemeinschaftswährung aber in einer eher engen Handelsspanne. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1986 (Donnerstag: 1,1970) Dollar fest. Der Greenback leidet derzeit darunter, dass sich in den USA die Rentenrenditen beruhigt haben. Experten erwarten, dass ohne eine Trendwende dieser Druck anhalten dürfte. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe fällt auf 1,58 Prozent zurück. Auch die gute Stimmung an den Aktienmärkten lastet auf der Weltleitwährung, gilt diese doch in Krisenzeiten auch als Rückzugswährung.
US-Verbraucher zuversichtlich
Die Stimmung der US-Konsumenten ist auf das höchste Niveau seit einem Jahr gestiegen. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen legte im April auf 86,5 Zähler von 84,9 Punkten im März zu, wie die Universität Michigan am Freitag auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem noch höheren Anstieg auf 89,6 Punkte gerechnet. Angesichts der in Gang gekommenen Impfkampagne und staatlicher Zuwendungen an die Bürger schätzten die befragten Konsumenten ihre Lage zwar besser ein als zuletzt. Doch bei den Aussichten blieb die Einschätzung gegenüber der März-Befragung unverändert. Auf den Dollarkurs hatten die Daten keinen Einfluss.
Der digitale Euro kommt
Bundesfinanzminister Olaf Scholz rechnet fest mit der Einführung eines digitalen Euro. “Wir sind jetzt auf einem Prozess, der dazu führt, dass er kommen wird. Davon bin ich jedenfalls überzeugt,” sagte Scholz am Freitag in Berlin. Bei der Herausgabe von Währungen müsse die staatliche Souveränität gewahrt werden. Daher begrüße er die Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB). Deutschland werde die Notenbank aktiv unterstützen.
Deutsche Wohnen von Mietendeckelurteil befeuert
Gefragt waren im DAX Papiere des Berliner Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen. Die Aktie wurde von mehreren Analysten zum Kauf empfohlen, nachdem das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel für verfassungswidrig erklärt hat. Davon dürfte besonders die Deutsche Wohnen profitieren. Sie ist mit 155.000 Wohnungen der mit Abstand größte Wohnungskonzern der Hauptstadt.
Daimler verdient mehr als erwartet
Zu den größten Gewinnern im DAX gehörte die Daimler-Aktie. Der Konzern hat im ersten Quartal vor allem in China den Absatz gesteigert und beim Gewinn das schwache Vorjahresquartal klar übertroffen . Damit liege man auch deutlich über den Markterwartungen, erklärte das Unternehmen. Das Vorsteuerergebnis lag bei 5,7 Milliarden Euro, verglichen mit 617 Millionen im ersten Quartal 2020.
Pkw-Neuzulassungen in Europa weit unter Vorkrisenniveau
Der Autoabsatz in der Europäischen Union hat sich im ersten Quartal im Vergleich zu dem von der beginnenden Corona-Pandemie geprägten Vorjahresquartal etwas erholt. Von Januar bis März stieg die Zahl der Neuzulassungen um 3,2 Prozent auf 2,6 Millionen Pkw, erklärte der europäische Herstellerverband ACEA. Im März belief sich das Plus gegenüber dem Vorjahresmonat auf 87,3 Prozent. Der starke Anstieg ist mit dem niedrigen Vergleichswert Anfang 2020 zu erklären, als die Corona-Krise den Absatz einbrechen ließ. Die Verkaufszahlen liegen im ersten Quartal noch immer weit unter dem Vorkrisenniveau: Von Januar bis März 2019 hatte ACEA vier Millionen Neuwagen gezählt.
HeidelCement startet robust ins neue Jahr
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat im ersten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Der Umsatz sei von 3,93 Milliarden Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 3,96 Milliarden Euro gestiegen. Analysten seien hingegen von einem Rückgang auf 3,87 Milliarden Euro ausgegangen. Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs vor Abschreibungen (RCOBD) stieg den Angaben zufolge von 405 Millionen Euro auf 538 Millionen Euro. Hier hätten Experten mit 436 Millionen Euro ebenfalls weniger erwartet.
VW-Absatz in China brummt
Die weltweiten Auslieferungen des Volkswagen-Konzerns sind im ersten Quartal von einem besonders starken China-Geschäft angetrieben worden. So stieg der Absatz zwischen Januar und März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über ein Fünftel auf 2,43 Millionen Fahrzeuge, wie der DAX-Konzern am Freitag in Wolfsburg mitteilte. Der Sportwagenbauer Porsche hat derweil im ersten Quartal 2021 rund ein Drittel mehr Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Zwischen Januar und Ende März seien 71 986 Fahrzeuge an Kunden übergeben worden – das seien 36 Prozent mehr als im Startquartal 2020, so die VW-Konzerntochter.
Deutsche-Bank-Filialschließungen vor allem in NRW und Großstädten
Der Abbau von knapp 100 Filialen der Deutschen Bank trifft vor allem Großstädte und Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sollen 37 Standorte dicht gemacht werden, darunter vier Filialen in Düsseldorf sowie jeweils drei in Köln und Essen, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Übersicht auf der Homepage des Geldhauses hervorgeht. In Berlin sind insgesamt sechs Filialen betroffen, in Hamburg, München und der Bankenmetropole Frankfurt jeweils vier. Deutschlands größtes Geldhaus will bis Ende des Jahres 97 der zuletzt 497 Filialen der Marke Deutsche Bank schließen. Rund 450 Vollzeitstellen sollen netto entfallen. Das Institut hatte sich jüngst mit der Arbeitnehmerseite dazu auf einen Interessenausgleich geeinigt. Die Stellen sollen sozialverträglich unter anderem mit Vorruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen abgebaut werden.
Pfeiffer Vacuum mit Kurssprung
Pfeiffer Vacuum aus dem TecDAx sorgten mit einem angehobenen Ausblick für einen Kurssprung von über elf Prozent. Der Vakuumpumpenhersteller hat im ersten Quartal dank einer höheren Nachfrage Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert. Analyst Martin Comtesse von Jefferies geht davon aus, dass die Markterwartungen an die Ergebnisse im laufenden Jahr um rund zehn Prozent steigen dürften. Im Januar waren die Aktien mit fast 193 Euro auf ein Rekordhoch geklettert.
Neue Chefin bei Takkt
Der Büromöbelhändler Takkt hat eine Nachfolgerin für Vorstandschef Felix Zimmermann gefunden. Maria Zesch werde die Führung des Unternehmens am 1. August übernehmen, teilte das im SDAX gelistete Unternehmen am Freitagabend in Stuttgart mit. Zimmermann werde bereits nach der Hauptversammlung am 11. Mai auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausscheiden. Der Manager hatte bereits im September angekündigt, dass er seinen eigentlich bis zum Jahr 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern werde. Der Aufsichtsrat hatte daraufhin eine Nachfolgeregelung bereits für das Jahr 2021 ins Auge gefasst.
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